St. Martinus Loßburg

Bis 1966 waren die Loßburger Katholiken zu Gast bei der evangelischen Gemeinde. Am 13. September 1964 aber, konnte der damalige Pfarrer der Taborgemeinde, Robert Mayer, den Grundstein für die Sankt Martinus Kirche legen. Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und zu Ehren des heiligen Bischofs Martinus wird am Tag vor der Eröffnung der dritten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils, im zweiten Jahr des Pontifikates seiner Heiligkeit Paulus VI., im 16. Jahre des Hirtenamtes seiner Exzellenz Bischof Dr. Carl Leiprecht von Rottenburg unter Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke und Bundeskanzler Professor Dr. Ludwig Erhard, unter Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger, unter Landrat Helmut Weihenmaier der Grundstein der St. Martinuskirche zu Loßburg-Rodt gelegt und am 17. Sonntag nach Pfingsten, am 13. September 1964, vom Dekan des Kapitels Freudenstadt, Stadtpfarrer Robert Mayer, im Beisein von Dekan i.R. Eugen King, Vikar Georg Duldinger und mehrerer Kapitelsgeistlicher geweiht.

Die St. Martinuskirche soll den Katholiken der Diasporaorte Loßburg-Rodt, Schömberg, Sulzbach und Lombach Heimstatt des Glaubens und des Friedens werden.

Am 13. Februar 1966 gab der Diözesanbischof Dr. Carl Joseph Leiprecht dem neuen Gotteshaus die Weihe. Zum Äußeren schrieb der Architekt Hanns Schlichte aus Friedrichshafen: "Ein Haus, ein einfaches Haus neben, über den anderen Häusern. Die bescheidene Unterordnung unter das gewohnte Steildach macht es vertrauenswürdig, kein Fremdkörper an den an sich erst gewöhnen müsste. Keine Form der Form wegen. Keine Modernität um jeden Preis".

Man betrachte den Bau genau. So wenig ist er gar nicht. Es ist ein einfacher Hauskörper, aber durch die funktionsmäßig bedingte Breite wurde das Dach sehr hoch. Die optische Schutzwirkung des Dachs überwiegt die Hausform: Eine Kirche, die schon außen ein schützendes Dach für die Gemeinde symbolisiert. Im Inneren überrascht die Zeltform mit der schönen Tannenholzdecke. Alles in dieser Kirche führt nach vorn zum Altar, einem Werk von Franz Bucher aus Rottweil. Der mächtige Altar aus rotem Sandstein wird hier zu einem Ort an dem Christus sichtbar wird. Hier und am Ambostein geschieht Kommunikation zwischen Gott und uns Menschen und zwischen denen, die zum Gottesdienst kommen. Das Licht erhält dieser Raum von drei Fensterwänden. Mit Glas und Beton werden die Wände zum Leuchten gebracht. Der Künstler Emil Kiess aus Fürstenberg hat in den beiden seitlichen Fenstern das Sonnenlicht mit seinen farbigen Glasstücken zu einem Gleichnis für das göttliche Licht gemacht.

Lange hat die Gemeinde auf die Gestaltung der Altarwand gewartet, die in ihrem grauen Beton den Augen und dem Herzen des Betenden und des Betrachtenden kaum Impulse gab. Seit Pfingsten 1984 erstrahlt nun diese Wand in einem leisen, dafür aber umso eindringlicheren Ton der Freude. Emil Kiess hat massive Eichholzplatten mit pastellartigen Farbtönen versehen, die von den Fensterwänden herkommen und hier nochmals in ihrer Art zu leuchten beginnen. Mittelpunkt dieser Altarwand ist der Gekreuzigte auf kostbarem Goldgrund, mit der Liebe und der Akribie eines Ikonenmalers geschaffen. Der Gekreuzigte ist zugleich der Auferstandene und der Verklärte, es ist der gute Hirte des Evangeliums und der königliche Christus der Romanik. Um das Kreuzbild sind die "Arma Christi, die Waffen Christi", so nannte man im Mittelalter diese Leidenswerkzeuge, angeordnet. An der rechten Seitenwand schließlich, ein stark abstrahierendes Bild des Patrons der Kirche, des heiligen Martinus. Das Rot des Mantels mag sich jedem Betrachter als bleibende Frage nach der eigenen Bereitschaft zu teilen einprägen.

Im Jahr 2003 wurden die Räumlichkeiten des ehemaligen Kindergartens unter der Kirche zu einem hellen und freundlichen Gemeinderaum mit separater Kücheumgebaut. Somit konnte auch hier endlich ein Platz geschaffen werden für das aktive Gemeindeleben.

 

Auszug aus der Broschüre "Katholische Kirchengemeinde Freudenstadt 1859 ... 2009"