Österliche Musik aus der Taborkirche

Die hier zu hörende österliche Musik spannt einen großen Bogen vom gregorianischen „Quasi modo geniti infantes“ („Wie neugeborene Kinder“), dem Introitus zum Weißen Sonntag, und der mittelalterlichen Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ (11. Jahrhundert) bis in die Neuzeit mit Colin Mawbys „Quasi modo“. Bei beiden Gesängen ist die „Schola gregoriana“ der Taborkirche zu hören.

 

 

Zu den einzelnen Stücken:

Moritz Brosig (1815-1887): Fantasie über „Christus ist erstanden“

Moriz Brosig war Domorganist und Domkapellmeister in Breslau, seine Fantasie verarbeitet den Osterhymnus „Christ ist erstanden“ aus dem 12. Jahrhundert (im GL: Nr. 318).

Jean-François Dandrieu (1682-1738): Offertoire pour le jour de Pâques

J.-F. Dandrieu war einer der einfallsreichsten Komponisten des französischen Barocks. Sein „Offertoire“ (Musik zur Gabenbereitung) verarbeitet den lateinischen Hymnus „O filii et filiae“ (Text: J. Tisserand 1494, Melodie: Paris 1623) auf vielfältige Weise. Auch dieser Hymnus ist in der deutschen Übersetzung im GL zu finden: Nr. 322.

„Quasi modo geniti infantes“ (gregorianisch)

Die Antiphon des gregorianischen Gesanges entstammt 1 Petr 2,2, der Vers entstammt Psalm 80/81 (Psalm 81,2). Der Beginn des Textes, das Incipit, ist zugleich auch Ursprung einer weiteren Bezeichnung des Weißen Sonntags als Sonntag Quasimodogeniti. Der Text bezieht sich auf die Neugetauften der Osternacht, die in der frühen Kirche ihre weißen Taufkleider die ganze Osteroktav hindurch zum Gottesdienst trugen und sie an diesem Sonntag, dem „Weißen Sonntag“, ablegten.

Colin Mawby (1936-2019): „Quasi modo“ aus „Gregorian Calendar“

C. Mawby war u.a. Master of Music an der Westminster Cathedral in London, er gilt als einer der bekanntesten zeitgenössischen englischen Komponisten für Kirchenmusik. In seinem „Gregorian Calendar“ für Orgel verarbeitet er insgesamt 30 gregorianische Melodien aus dem ganzen Kirchenjahr.

„Victimae paschali laudes“ (gregorianisch)

Die Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ ist eine lateinische Dichtung, die unter dem Namen des Dichters und Geschichtsschreibers Wipo († nach 1046) überliefert ist.  Am Osterfest wird die Auferstehung Jesu als Sieg des Lebens über den Tod besungen (im GL: Nr. 320)

Jacques-Nicolas Lemmens (1823-1881): Finale „Alleluja“ aus der Sonate Nr. 3 „Paschale“

N.-J. Lemmens ist einer der bedeutendsten belgischen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Im dritten Satz (Finale) seiner dritten Orgelsonate geben die zitierten Melodien des österlichen Hallelujas (vgl. GL 176,1) und der Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ (GL 320) den österlichen Bezug, deshalb der Titel der ganzen Sonate: „Paschale“.

 

Alle Aufnahmen sind bei Konzerten in der Taborkirche entstanden, an der Orgel: KMD Karl Echle.

Möge diese vielfältige österliche Musik dazu beitragen, den auferstandenen Christus gegenwärtig werden zu lassen.

Karl Echle